Vom Spielmannszug zum sinfonischen Blasorchester –
Erlebt und erzählt von Ehrenmitglied Franzl Kremer

Vor 75 Jahren gründeten Georg Königstein und Josef Dillmann in der Backstube von „Schibornsbäckisch“ (Elternhaus von Rudi Königstein) den Spielmannszug. Die Idee wurde schnell umgesetzt und das Interesse bei jungen Turnern und Schülern geweckt. Flöten und Marschtrommeln wurden schnell angeschafft und es begann die Ausbildung – die Flöten übernahm Georg Königstein, die Trommler August Noll und Josef Dillmann.

Obwohl alles nur nach Gehör und ohne Noten eingeübt wurde, stellten sich bereits nach einem halben Jahr erste Erfolge ein. Erste Lieder und der Torgauer Marsch konnten hier und da bei ersten Ständchen dargeboten werden.

Bereits nach zwei Jahren dann der erste öffentliche Auftritt: Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Fussballclubs FC Alemannia 1911 Niederbrechen konnte der Spielmannszug gemeinsam mit dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr den Festkommers und den Festzug sowie 1952 beim Festkommers des MGV Concordia aus Anlass des 50. Gründungsfestes mitgestalten.

Nach diesen überzeugenden Auftritten bekundeten mehrere Schüler und Jugendliche ihr Interesse an der Spielmannsmusik. Man begann die Ausbildung nach Noten – daher fuhr man einmal wöchentlich nach Dauborn zur gemeinsamen Übungsstunde unter Leitung des Stabführers Alwin Pfeifer. Es wurden die Notenwerte, Pausen, Takt und Rhythmus sowie die „Kreuz – Tonarten“ G-Dur, D-Dur, A-Dur, E-Dur und H-Dur intensiv eingeübt. Die Trommler lernten die ersten Wirbel, Ruf, Nach- und Abschläge. Es wurde eine gemeinsame Basis für ein erfolgreiches Zusammenspiel und besseres Musizieren erarbeitet.

Weitere Flöten und Trommeln wurden angeschafft und zweistimmige Märsche – Groß Berlin, Gruß an die Heimat, Hoch Altona standen nun donnerstags auf dem Notenständer. Der Vorstand erkannte diese erfolgreiche Arbeit an und man entschloss sich, eine Pauke (Große Trommel) und Becken anzuschaffen.

Regelmäßig besuchte man die monatlichen Gauübungsstunden, die an verschiedenen Orten (Dauborn, Würges und Niederbrechen) abgehalten und durchgeführt wurden. Es wurden neue Märsche eingeübt und das Repertoire ständig erweitert. Der Spielmannszug wirkte fortan bei allen öffentlichen Festen im Dorf, Festzügen und den meisten Gaukinder- und Gauturnfesten mit.

Erstmals besuchten einige Spielleute des Vereins das 1. Landestreffen der Hessischen Spielleute in Münster bei Dieburg und kehrten mit dem Wunsch heim, eine Lyra anzuschaffen. Lothar Daum widmete sich diesem schönen Instrument und die Klänge der Lyra ergänzten nun das Flötenspiel. Es wurde weiterhin sehr intensiv und akribisch geübt und immer wieder neue Märsche einstudiert. So bereitete  man sich schon Ende 1958 sehr konzentriert auf die erste Teilnahme an einem Wertungsspiel anlässlich des Landestreffens der Hessischen Spielleute 1959  in Dauborn vor.

Mit „Hoch Altona“ und unserem Parademarsch „Grüße aus Dortmund“ erzielten wir in der Mittelstufe die höchste Punktzahl und wurden 1. Sieger. Auch konnte man den Leichtathletikwettbewerb (Dreikampf) für sich entscheiden und die erfolgreiche Mannschaft wurde von allen teilnehmenden Hessischen Spielleuten ebenfalls 1. Sieger. Diese gute Leistung wurde zwei Jahre später in Dudenhofen erneut unter Beweis gestellt und es wurde wiederum in der Mittelstufe die höchste Punktzahl erreicht und das Prädikat „Vorzüglich mit Belobigung“ erzielt.

Diese Erfolge spornten dermaßen an und motivierten uns, den nächsten Schritt in die Oberstufe anlässlich des Landestreffens in Mühlheim am Main zu wagen. Unter den sogenannten renommierten, größeren und leistungsstärkeren Spielmannszügen wie Mühlheim, Dauborn, Langen, Bad Hersfeld und Seligenstadt behaupteten wir uns mit einer guten Leistung und es wurde wiederum eine sehr gute Wertung erzielt.

Der unter der Leitung von Ernst Pfeiffer (Gaustabführer) stehende Gauspielmannszug bereitete sich intensiv auf das gemeinsame Zusammenspiel, Standkonzerte und den Festzug des Deutschen Turnfestes in Essen 1963 vor.

Als Generalprobe fand in der bis auf den letzten Platz gefüllten Vereinsturnhalle ein Gemeinschaftskonzert mit anschließendem Großen Zapfenstreich statt.

Mit vielen neuen Erkenntnissen kehrte man heim, Freundschaften wurden geschlossen, angebotene Landeslehrgänge in Hessen wurden regelmäßig besucht und weiterhin wurde die Ausbildung vorangetrieben. So wurden aufgrund dieser gewonnenen Erfahrungen und Entwicklung 8 Fanfaren angeschafft. Der Trend zur gemischten Besetzung, Fanfaren und auch Blasinstrument war unverkennbar.

Die „Kreuzritter-Fanfare“, „Frisch auf Kameraden“, „Coburger Marsch“, „Fanfaren Voran“ und der „Fehrbelliner Reitermarsch“ wurden eingeübt. Hierzu trafen sich die Fanfarenbläser regelmäßig montagabends unter der Leitung des neu gewonnenen Übungsleiters Hans Steiner im alten Bierkeller.

Das nächste Landestreffen fand wiederum in Münster bei Dieburg statt, und am Morgen starteten der Schüler- und Seniorenspielmannszug sowie der große Fanclub in Richtung Rodgau. In der erstmals ausgeschriebenen Schülerstufe präsentierte sich dann erstmals der Schülerspielmannszug (ausgebildet und dirigiert von Manfred Neukirch) und in der Flöten – Oberstufe  und der Fanfarenstufe (dirigiert von Rudi Königstein) konnten jeweils sehr gute Wertungen erzielt werden, alle erzielten das Prädikat „Vorzüglich – Hervorragend“.

Es folgte zunächst das Landesturnfest des Hessischen Turnverbandes 1965 in Offenbach. Hier spielte wiederum der Spielmannszug des Turngaues unter der Stabführung von Ernst Pfeiffer.

1966 starteten wir sehr erfolgreich in der Fanfrenstufe mit „Frisch auf Kameraden“ und in der Oberstufe mit dem „Boccaccio Marsch“ von Franz von Suppè. Auch hier erzielten wir wieder das Prädikat „Vorzüglich – Hervorragend“.

Für das Deutsche Turnfest 1968 in Berlin entschloss man sich, wieder eine Spielgemeinschaft zu bilden. Der Gaufachwart Ernst Pfeiffer mit seinen beiden Lehrwarten Kurt Hampel und Hans Steiner organisierten viele Gauübungsstunden und erarbeiteten ein umfangreiches Repertoire sowie die unvergessene Turnfestfanfare mit den Schlusstakten aus dem Marsch „Berliner Luft“. Viele schöne Erinnerungen bleiben noch haften, Eröffnung des Turnfestes am Funkturm, Konzert vor dem Schöneberger Rathaus, Konzert in der Waldbühne vor mehr als 5000 Zuschauern, die vielen Einsätze der Fanfarenbläser mit der Turnfestfanfare (bei allen Siegerehrungen), die Turnfest-Gala im voll besetzten Olympiastadion mit ganz tollen Vorführungen und der Abschluss mit Roy Etzel, der vom Dach des Stadions „Il Silenzio“ spielte, sind unvergesslich und bleiben in nachhaltiger Erinnerung. Auch ein Konzert vor der Gedächtniskirche und die musikalische Umrahmung der Abschlussveranstaltung im Olympiastadion, legendär war, dass wir beim Einmarsch 21 mal „Erinnerung an Riga“ spielten.

Flügelhörner, Es-Horn, Tenorhorn und Posaune und durchliefen nun den Keller von Hans Steiner. Auch seine Musikerkollegen seiner Tanzkapelle „Hans Steiner Sextett“ schlossen sich der gemischten Besetzung an und weitere Märsche, Polkas  und die erste Ouvertüre „Jagdschloss Waldenbuch“ wurden eingeübt.

Auch die nächsten Landes- und durchgeführten Gautreffen, Gauturnfeste und andere Feste besuchte der Spielmannszug bzw. gemischte Besetzung und errang jedesmal sehr gute und vorzügliche Wertungen und Ergebnisse.

Unser langjähriger und sehr verdienter Stabführer Rudi Königstein übergab 1970 anlässlich des erstmals durchgeführten Jahreskonzertes den Dirigentenstab an Hans Steiner, welcher sich seit der Ausbildung der Fanfaren um die Ausbildung an den Blechblas- und auch Holzblasinstrumenten persönlich engagierte und als Ausbilder zur Verfügung stellte. Sehr schnell entwickelte sich ein wohlklingender Klangkörper mit Flöten, Marschtrommeln, Pauke und Becken, Trompeten und Flügelhörner, Saxophone, Tenorhorn und Es-Hörner, Posaunen und Tuba, und so wurde der „Spielmannszug“ dann in „Musikzug“ umbenannt.

Schwerpunkt in dieser Zeit war die Aus- und Weiterbildung junger Musiker, die Hans Steiner unter Einbringung seiner Freizeit aufopferungsvoll vorantrieb und sie dann in den Musikzug nach und nach integrierte. Er verfolgte unnachahmlich seine gesteckten Ziele: die Vervollkommnung des Klangkörpers und die Erweiterung des Repertoires auf ein beachtliches Niveau zu heben.

Bereits 1973 wurde erstmals ein Zeltlager für junge Musiker in Kleinholbach ausgeschrieben und veranstaltet. Es wurden sehr viele Stunden zum Üben genutzt, aber die Freizeit kam auch nicht zu kurz. Viele Einzelunterrichte standen an, aber auch das Gesamtspiel wurde ausgiebig geübt. Zum Abschluss wurden den Campinggästen und Eltern die einstudierten Stücke in einem Konzert präsentiert und zu Gehör gebracht. Bei Grillen, Kaffee und Kuchen klang das erste Zeltlager dann aus mit der Vorgabe, das im nächsten Jahr zu wiederholen.

Mit Stolz und ganz tollem Engagement eines jeden Musikers sowie der Vereinsfamilie wurde in einem Festzelt 1974 das 25 jährige Gründungsjubiläum gefeiert. Unvergesslich ist das Bühnenbild mit dem Wahrzeichen unserer schönen Heimatgemeinde, dem historischen Gefangenenturm. Die Fanfarenbläser, in mittelalterlichen Uniformen, bliesen uns von da oben den „Marsch“ – ein tolles Bild bot sich den vielen Zuhörern und Zuschauern.

Mit einem Festkommers am Freitag unter Mitwirkung aller Ortsvereine, einem Festkonzert am Samstag mit dem Musikzug des TV Runkel und dem Musikzug des TV Niederbrechen, einem Festgottesdienst, anschließendem Festzug mit dem TV Würges sowie einem Frühschoppen und Tanzmusik des Hans Steiner Sextett endete ein tolles und nachhaltiges Fest.

1976 richteten wir das Gautreffens der Musikzüge im Turngau Mittellahn in der Emstalhalle in Oberbrechen aus, hier spielte auch erstmalig der Schülermusikzug auf.

In den nun folgenden Landestreffen in Bad Orb und Münster bei Dieburg wurde in der Blasmusikoberstufe jeweils das Prädikat „Erster Rang“ erzielt.

1978 erfolgte dann die erste Auslandsreise des Musikzuges nach Österreich – Weitersfelden im Mühlviertel mit sehr schönen Konzerten in Freistadt und St. Oswald sowie mit der Musikkapelle Weitersfelden.

Das neu formierte Jugendblasorchester mit seinem musikalischen Leiter Hans Steiner erzielte beim Wertungsmusizieren in der Stufe Jugendblasorchester anlässlich des Landestreffen in Runkel 1982 zum ersten mal das Prädikat 1. Rang mit Auszeichnung. Dies war ein toller und außergewöhnlicher Erfolg in der jungen Vereinsgeschichte und gleichzeitig ein verdienter Lohn für das Orchester und seinen unermüdlichen Dirigenten. Die 80er Jahre waren geprägt von der Erarbeitung neuer moderner Literatur, vielen öffentlichen Auftritten und auch Teilnahmen an Wertungsmusizieren standen im Mittelpunkt. Auch eine Orchesterfahrt zu der befreundeten Trachtenmusikkapelle Kuchl war ein weiterer Höhepunkt.

Besonders zu erwähnen ist die Teilnahme am Wertungsmusizieren in der Höchststufe beim Landesturnfest in Wiesbaden 1989. Die Jury bewertete unseren Vortrag der „New Baroque Suite” mit dem Prädikat 1. Rang mit Auszeichnung und gleichzeitig wurden wir Turnfestsieger, da wir die höchste Wertung erzielt hatten. Nahtlos knüpfte das Orchester beim Landestreffen 1992 in Bad Soden im Taunus mit dem Musical „Phantom der Oper“ aus der Feder von Andrew Lloyd Webber mit der dargebotenen Leistung an die letzten Erfolge an und erzielte erneut in der Höchststufe das Prädikat 1. Rang mit Auszeichnung. Dieser Erfolg wurde zusammen mit dem 50. Geburtstag von Erich Kremer ausgiebig bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Viele Zuhörer und Gratulanten säumten die  Marktstraße und erfreuten sich an dem Ständchen, auch wurde nochmals das Musical Phantom der Oper aufgelegt.

In der Zwischenzeit übernahmen Michael Steiner und Alexander Stich gemeinsam wieder die Ausbildung von Schülern und Jugendlichen, es wurde sehr intensiv in Einzelunterrichten aber auch in der Gemeinschaft das Zusammenspiel geübt. Schon 1996 erzielte das junge Orchester beim Landestreffen in Hergershausen den 1. Rang mit Belobigung und im darauffolgenden Jahr anlässlich des Landesturnfestes in Wetzlar sogar den 1. Rang mit Auszeichnung. Gleiche Bewertung erhielten die erfolgreichen jungen Musiker beim Deutschen Turnfest in München.

1998 stand ein weiterer Umbruch an. Michael Steiner übernahm von seinem Vater Hans das Blasorchester und integrierte viele Nachwuchsmusiker. Es folgten 2001 das Landesturnfest in Bad Homburg und 2002 das Deutsche Turnfest in Leipzig, auch hier wurde jeweils in der Oberstufe der 1. Rang mit Auszeichnung erzielt.

Es zeigte sich immer wieder, dass diese intensive musikalische Ausbildung, sei es in Einzelunterricht oder Gesamtspiel, Besuch von Lehrgängen, Ablegen von Prüfungen, Abstellen von einzelnen Musikerinnen und Musikern in Auswahlorchester des Hessischen Turnverbandes, ein sehr fruchtbarer „Nährboden“ für das Blasorchester waren.

Ein weiterer Beleg dafür war auch das sehr erfolgreiche Abschneiden 2005 beim Wertungsmusizieren in der Höchststufe anlässlich des Deutschen Turnfestes in Berlin – Ergebnis: Prädikat „Ausgezeichnet“ „Deutscher Turnfestsieger“, einer der größten Erfolge, da noch nie zuvor ein Höchststufenorchester dieses Prädikat „Ausgezeichnet“ erhalten hat. Die musikalischen Erfolge setzten sich weiter fort – unter anderem beim Landesmusikfest 2006 in Mühlheim am Main sowie beim Landesturnfest in Baunatal.

In diese Zeit fielen auch zwei CD-Produktionen. Mit der CD „Locus Iste“ veröffentlichte man 2003 sehr schöne Choräle und Weihnachtslieder. 2006 folgte die CD „Musical Highlights“ mit bekannten Medleys und auch Songs, bei denen wir Nicole Jost begleiteten. Für die technische Umsetzung zeichnete sich Markus Hoffmann verantwortlich, der bis heute mit seinem Team das Orchester bei Konzerten in Sachen Ton- und Lichttechnik unterstützt.

In 2003 wurde das Jahreskonzert aufgrund von Platzmangel erstmalig nicht mehr in der vereinseigenen TV-Halle sondern in der Emstalhalle abgehalten. Es folgten dort zahlreiche Neuauflagen.

Wurde das Orchester früher im Umland primär für Unterhaltungsauftritte gebucht, so ergaben sich mittlerweile auch vermehrt Konzertanfragen außerhalb unserer Gemeindegrenzen. So kam es z.B. mit der Kulturvereinigung Hadamar zu einer Motto-Konzertreihe. In den Jahren 2005, 2006 und 2009 präsentierten wir bekannte Film-, Musical- oder Spanische Melodien, teils open Air im Schlosshof oder auf dem Marktplatz in Hadamar, teils auch mit Unterstützung von Nicole Jost.

Diesen Ansatz, die konzertante Blasmusik einem breiteren Publikum in einem besonderen Ambiente zu präsentieren, verfolgten wir in einer weiteren Konzertreihe. In 7 „Galakonzerten“ von 2002-2008, zog man mit den befreundeten Musikerinnen und Musikern des TV Dauborn und seinen Dirigenten Thomas Kilian nach Limburg in die Stadthalle. Nicht als Spielgemeinschaft sondern jedes Orchester für sich präsentierte Blasmusik in je einer Konzerthälfte in seiner Vielfalt und auf höchstem Niveau. Durch den Zuspruch beider Vereine konnte die Stadthalle stets gut gefüllt werden und die Kenner und Freunde der heimischen Blasmusikszene trafen sich so auf „neutralem Boden“.

Das absolute Highlight stand 2007 an – auf Einladung des Deutschen Schützenverbandes führte uns eine Reise in die „ewige Stadt“ Rom. Unvergessen und in nachhaltiger Erinnerung bleiben der „Große Zapfenstreich“, die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes mit Papst Benedikt XVI im Petersdom, der Schützenfestzug von der Engelsburg zum Petersplatz, voran der langjährige Obmann Reinhold Speth mit der Vereinsfahne sowie die 1. Vorsitzende Dagmar Arnold und das Angelusgebet mit päpstlichem Segen auf dem Petersplatz. Zu Ehren des Papstes spielten wir die „Hymne des Papstes“ und natürlich die „Bayernhymne“ – Gott mit dir, du Land der Bayern. Papst Benedikt XVI bedankte sich sehr persönlich in der deutschen Sprache für das schöne Ständchen und die musikalischen Grüße.

Es folgte 2008 eine erneute Auslandsreise nach Kuchl im Salzburger Land mit einem verregneten Sommernachtskonzert auf dem schönen Marktplatz mit der  Musikkapelle Kuchl. Besonders in Erinnerung bleibt auch der Einstieg in die Eisriesenwelt in Werfenweng (größte und längste Eishöhle in Europa), wo über 1200 Treppenstufen erklommen werden mussten.

Nach dem 60. Geburtstag des Orchesters im Jahr 2009 stand ein Dirigentenwechsel an. Michael Steiner übergab ein leistungsstarkes und sehr gut aufgestelltes Orchester an seinen Nachfolger Oliver Nickel aus Darmstadt. „Oli“ war vielen Musikern als Dozent und Dirigent bekannt, er leitete auch das Orchester Braunshardt. Auch mit ihm wurde das hohe Niveau gehalten und die Klangfarbe des Orchesters verfeinert. Beim Wertungsmusizieren des Hessischen Musikverbandes in Meerholz/Gelnhausen wurde in der Oberstufe das Prädikat „Hervorragend” erzielt.

In 2014 übernahm Nico Leikam den Dirigentenstab, auch mit ihm setzten wir die Probenarbeit fort und konnten auch mit ihm überzeugen. Wir hatten Konzerte in der Kirche in Helsinki und Konzerte in Turku. Besonders mitreißend war das Konzert im Konservatorium in Turku. Erwähnenswert ist auch das „Oktoberfest“ in der Nähe von Turku, das mit einer ausgelassenen Stimmung, sowohl bei den finnischen Gästen als auch bei den Musikerinnen und Musikern, für Furore gesorgt hat.

2017 stand die Vorbereitung und Teilnahme am Wertungsmusizieren anlässlich des Deutschen Turnfest in Berlin im Fokus. Es wurde intensiv geübt und der Erfolg stellte sich auch ein. Wir wurden erneut mit dem Prädikat „Ausgezeichnet“ in der Oberstufe Turnfestsieger.

Auf Wunsch des Orchesters übernahm dann im Sommer 2017 wieder Michael Steiner das Dirigat.

Neben dem Jahreskonzert 2018, was seit diesem Jahr in der Kulturhalle abgehalten wird, bereitete man sich auf die anstehende Konzertreise nach Kuchl vor. Besonderes „Schmankerl“ war ein Zwischenstopp in München mit Aufspielen im Hofbräuhaus vor internationalem Publikum. Neben dem schönen Sommernachtskonzert mit Nicole Jost als Sängerin und der Musikkapelle am Markt in Kuchl, einem traumhaften Hintergrund mit der Pfarrkirche und dem Göllmassiv, verbrachten wir bei optimalem Wetter drei unvergessene Tage im Salzburger Land. Einem sehr stimmungsvollen Auftakt in Golling mit dem Eglseefest folgte der Aufstieg mit der Gondel auf den Untersberg, wo uns der langjährige Kapellmeister der Musikkapelle Kuchl bis in die Ausläufer der Berchtesgadener Alpen führte. Daran anschließend erlebten wir die Fahrt zum Wolfgangsee mit der Überfahrt von Abersee nach St. Wolfgang und anschließendem Stadtbummel und Abschluss in der Brauerei Kaltenhausen/Hallein.

Während Corona kam der Orchester-Betrieb mehr oder weniger zum Erliegen. Die Sommermonate nutzten wir für Proben im Freien, später dann auch wieder mit Abstand in der Halle. Zwei Weihnachtskonzerte wurden mit großem technischen Aufwand zumindest in Form von weihnachtlichen Ensembles auf unserem YouTube Kanal veröffentlicht. Im Oktober 2021 dann der erste Schritt wieder in die Öffentlichkeit im Rahmen eines Konzertes in der Kulturhalle mit Abstand und 3G Regel.

Es folgte mit 2022 ein sehr intensives Jahr für unser Orchester. Neben dem Jahreskonzert präsentierten wir uns im Oktober zu einem Mottokonzert „90 Jahre John Williams“ in der Emstalhalle. Im Dezember konnte das 50.(!) Weihnachtskonzert in unserer Pfarrkirche abgehalten werden.

Hinzu kamen Aktivitäten im Rahmen der 1250 Jahrfeierlichkeiten von Nieder- und Oberbrechen. Herausragend sicherlich die Rolle des Theaterorchesters, indem wir nicht nur mit Michael Steiner den Dirigenten stellten, sondern auch den Großteil des Projektorchesters abbildeten. Zahlreiche Proben – auch gemeinsam mit dem Theaterchor und den Tanzgruppen – standen hier zusätzlich auf dem Programm. Die 3 Aufführungen in einer jeweils ausverkauften Emstalhalle werden alle Aktiven sicherlich in bester Erinnerung behalten. Hinzu kamen ein Blasmusikevent auf dem Festplatz, der „Tag der Urkunde“ anlässlich der Gründung mit einem Sternmarsch und anschl. Serenade am Hydepark sowie die Teilnahme an der Gala in der Emstalhalle.

Im Jahr 2023 nahmen wir in Regensburg am ersten Deutschen Turnermusikfest am Wertungsmusizieren mit dem Jugend- und Seniorenorchester teil und stellten unsere Auswahlstücke einer verbandsübergreifenden Jury vor, die auch an internationalen Wettbewerben gefragt ist. Sowohl das Jugendorchester in der Kategorie 2, unter der Leitung von Marius Schäfer, als auch das Blasorchester in der Kategorie 5, unter der Leitung von Michael Steiner, erzielten mit dem Prädikat „Sehr gut“ ein tolles Ergebnis.

Das Blasorchester wurde damit zugleich Turnermusikfestsieger.

Dies sind wohl die wichtigsten Ereignisse und Erlebnisse, die den Werdegang vom Spielmannszug bis hin zum Sinfonischen Blasorchester skizzieren und beschreiben.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass bei den seit 1971 regelmäßig am 4. Adventssonntag stattfindenden Weihnachtskonzerten des Blasorchesters in der Pfarrkirche St. Maximin bisher insgesamt ca. 85.000 € Spenden eingespielt wurden. Der Erlös ging dabei stets ungekürzt an missionarische und soziale Einrichtungen mit Bezug zu Brechen.

Wir erfreuen unsere Gemeinde durch unsere Musik auch bei verschiedenen Anlässen wie Jahreskonzerte, Mitgestaltung von Vereinsjubiläen, Auftritte am Seniorenzentrum, Kirmes, Martinsumzüge, Weihnachts- und Adventsmärkte bzw. beim Hüttenzauber, bei den Neujahrsempfängen unseres Turnvereins, etc.

Erwähnenswert sind auch die leider ausgefallenen Konzertreisen nach Kairo in 1999, da der Reiseveranstalter in betrügerischer Absicht gehandelt hat sowie die für 2021 bzw. 2022 geplante USA – Reise mit Teilnahme an der berühmten Steuben– Parade, die wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte.

Zum Schluss wünsche ich allen Musikerinnen und Musikern ein gutes Gelingen und viel Spaß für die anstehenden Jubiläumstage und freue mich, noch eine Weile mit euch musizieren zu dürfen.